Kindertherapie

Sprachentwicklungsstörungen

Eine Sprachentwicklungsstörung (SES) betrifft oft mehrere Bereiche gleichzeitig. Es kann zu Problemen in den Bereichen Wortschatz, Sprachverständnis, Laut-, Wort- und Satzbildung und in der Kommunikation kommen. Die Ursachen für eine Sprachentwicklungsstörung können z.B. eine Hörstörung, länger andauernde Mittelohrentzündungen oder eine Behinderung sein. Ebenso gibt es eine umschriebene Sprachentwicklungsstörung (USES), hierbei kann keine erkennbare Ursache für die SES festgestellt werden.

  1. Phonologische Störungen:
    Phonologische Störungen betreffen den Erwerb des phonologischen Regelsystems. Die Aussprache der Kinder ist häufig schwer verständlich. Diese Störung des Lauterwerbs ist begründet durch eine Verarbeitungsstörung von Lauten. Wenn ein Kind einen Laut noch nicht erworben hat, kann es z.B. zu einer Vorverlagerung kommen ( „Tuh“ statt „Kuh“). Zudem gibt es auch Störungen bei der Kombination von Lauten, hier hat das Kind die einzelnen Laute bereits erworben, aber Konsonatenverbindung werden z.B. reduziert („Bief“ statt „Brief“).
  2. Störungen des Wortschatzes:
    Im Alter von 2 Jahren sollten Kinder über einen aktiven Wortschatz von ca. 50 Wörtern verfügen. Ab diesem Zeitpunkt kann dann der sogenannte Wortschatzspurt einsetzen. Hier lernen die Kinder in kürzester Zeit viele neue Wörter. Bei Wortschatzstörungen bleibt dies häufig aus und die Kinder fallen oft schon früh durch einen verspäteten Sprechbeginn auf. Sie können auch Probleme haben, Wörter in Kategorien zu unterteilen (z.B. Hose und Pullover gehören zu dem Begriff Kleidung) oder an Wortfindungsstörungen leiden. Das Kind versteht und/oder produziert weniger Wörter, als es für das jeweilige Alter nötig wäre.
  3. Störungen der Grammatik:
    Eine Störung der Grammatik kann Wörter und Sätze betreffen. Z.B. werden Vorsilben- und Endungen von Wörtern nicht richtig gebildet bzw. fehlen oder Verben nicht korrekt gebeugt bzw. im Infinitiv gebildet (z.B. „Ich hab geesst.“ Statt „Ich hab gegessen.“ Oder „Ich spielen Ball.“ statt „Ich spiele Ball.“). Im Bereich der Sätze kann es zu Umstellungen und Auslassungen von Wörtern kommen (z.B. „Papa Rasen mäht.“ Statt „Papa mäht den Rasen.“)
  4. Störungen des Sprachverständnisses:
    Die Kinder sind nicht in der Lage gesprochene Sprache altersgemäß zu verstehen. In fast allen Fällen ist auch die produktive Sprache beeinträchtigt. Diese Kinder fallen im Alltag häufig auf, weil sie auf Fragen nur oberflächlich antworten und/oder die Antwort oft nicht direkt zur gestellten Frage passt. Auch rein sprachliche Aufgabenstellungen werden häufig nicht verstanden.
  5. Störungen des Textverständnisses und der Textproduktion:
    Eine Störung des Textverständnisses und der Textproduktion zeigt sich darin, dass Erlebnisse nicht in der richtigen Reihenfolge erzählt werden können und Zusammenhänge nicht richtig dargestellt werden können. Häufig fällt es den Kindern auch schwer Handlungsreihenfolgen korrekt durchzuführen (z.B. Anziehen). Diese Störung fällt meist erst um das 5. Lebensjahr auf, wenn die Grammatik und der Wortschatz genügend ausgebildet sind.
  6. Pragmatische Störungen:
    Pragmatik ist die Fähigkeit, sprachliche und nichtsprachliche (Mimik, Gestik) Mittel so einzusetzen und zu verstehen, wie es in der jeweiligen Situation angemessen ist (z.B. können Kinder später Missverständnisse klären, ihre Wünsche äußern und sich auf verschiedene Situationen und Personen einstellen). Bei einer pragmatischen Störung können Symptome auftreten, wie reduzierte Mimik und Gestik, reduzierte Aufmerksamkeit, wenig Blickkontakt, häufiges Nachsprechen, wenig Interesse an Kontaktaufnahme mit dem Gesprächspartner, herabgesetzte Fähigkeit die Sichtweise des Gesprächspartners einzunehmen und/oder mangelnde Fähigkeit sich sprachlich exakt zu äußern.

Kindliche Aphasien

Eine kindliche Aphasie entsteht durch eine akute Hirnschädigung (z.B. Schädel-Hirn-Trauma, Schlaganfall, Tumorerkrankungen, Entzündungen [Encephalitis], Sauerstoffmangel, Epilepsie). Bei der kindliche Aphasie kommt es zu teilweisem bis zu vollständigem Verlust der bereits erworbenen sprachlichen Fähigkeiten. Alle Symptome, die bei Erwachsenen mit Aphasie {bitte hier eine Verlinkung zu aphasie bei erwachsenen erstellen} beschrieben werden, können auch bei kindlichen Aphasien beobachtet werden. Es können Symptome auftreten, wie zum Beispiel: Wortfindungsstörungen, Paraphasien (Laut- und Wortverwechslungen), Störungen der Grammatik und Sprachverständnisstörungen. Langzeitfolgen können Störungen im Bereich der Schriftsprache sein.

Sprechstörungen

  1. Artikulationsstörungen:
    Die Artikulationsstörung ist eine sprechmotorische Störung, wobei es zu Schwierigkeiten bei der Aussprache von Lauten bzw. Lautverbindungen kommt. Ein Laut wird nicht oder nicht korrekt gebildet. Ursachen können sein: Störung der Artikulationsentwicklung, sekundäre Artikulationsstörung (z.B. durch eine Hörschädigung) oder auch Missbildungen der Artikulationsorgane (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten). Häufig tritt zusätzlich eine Myofunktionelle Störung auf. Häufig sind im Deutschen die Laute /s/, /sch/ und /r/ betroffen. Ein Beispiel hierfür ist der Sigmatismus (Umgangssprachlich „Lispeln“) hierbei drückt die Zunge während der Artikulation gegen oder zwischen die Zähne.
  2. Stottern:
    Stottern beginnt meist mit einem Alter zwischen 2 und 5 Jahren und geht mit einem Kontrollverlust des Sprechens einher. Etwa 5% aller Kinder stottern, jedoch überwinden ca. 75% das Stottern, sodass etwa nur 1% der Erwachsenen Stottern. Unterteilt wird es in Primär- und Sekundärsymptome. Primärsymptome äußern sich in unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten, Silben und Wörter (wa-wa-wa-warum), Dehnung von Lauten (Mmmmmmmama) und stummen oder stimmhaften Blockaden (——–aber). Die Sekundärsymtpome entwickeln sich um die primären Symptome zu vermeiden (z.B. Umformulierungen, angstbesetzte Wörter vermeiden, Einschieben von Platzhaltern wie „ähm“, Vermeidung von Sprechsituationen, Abbruch von Äußerungen) oder zu beenden (z.B. Mitbewegungen des Kopfes, Aufstampfen mit den Füßen, Grimassieren, Lautsträke erhöhen). Diese Begleitsymptome sind häufig auffälliger, als die Primärsymptomatik. Die Schwere des Stotterns kann situationsabhängig und phasenweise schwanken, auch völlig symptomfreie Phase sind möglich.
  3. Poltern:
    Poltern zeigt sich in schnellem und/oder unregelmäßig schwankendem Sprechtempo in Verbindung mit Verschmelzungen, artikulatorischen Veränderungen von Lauten, Silben, Wörtern und Phrasen sowie Auslassungen. Die Betroffenen sind schwer verständlich. Häufig ist das Poltern im Kindesalter mit einer Sprachentwicklungsstörung kombiniert. Zudem kommt es oft zu Unflüssigkeiten in Form von Wiederholungen von Lauten, Silben, Wörtern und Satzteilen oder zu häufigen Satz- und Wortabbrüchen. Die Diagnose wird gestützt durch Störungen der Kommunikation und Pragmatik, auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung, Aufmerksamkeit, morphologisch-syntaktischen und semantisch-lexikalischen Bereiche sowie Probleme bei der sprachlichen Strukturierung.
  4. Audiogen bedingte Sprechstörungen:
    Durch eine Hörstörung können Laute in der betroffenen Frequenz nicht mehr oder nur bedingt wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann häufig nicht oder undeutlich artikuliert. Im Deutschen sind sehr oft die Zischlaute wie /s/, /sch/ und /f/ betroffen. Zudem kann es zu Auffälligkeiten in der Stimme, der Sprachmelodie (Prosodie) und der Sprechatmung kommen.
  5. Verbale Entwicklungsdyspraxien:
    Bei der verbalen Entwicklungsdyspraxie ist, wie bei der kindlichen Sprechapraxie {Verlinkung} auch, die Planung von Sprechbewegungen gestört. Es treten Lautfehler auf, welche inkonstant sind (verschiedene falsche Bildungen von Lauten und auch mal richtig gebildet), außerdem werden Wörter vereinfacht gesprochen um Artikulationswechsel zu sparen (z.B. „Foffer“ statt „Koffer“). Zudem fallen schon in früher Kindheit häufig Probleme bei der Nahrungsaufnahme (z.B. häufiges Verschlucken) und grobmotorische Probleme (z.B. häufiges Stolpern) auf. Kinder mit einer verbalen Entwicklungsdyspraxie beginnen oft später zu Sprechen und produzieren häufig von Anfang an wenige Lalllaute außerdem werden kaum Konsonanten genutzet, sondern hauptsächliche Vokale.

Kindliche Stimmstörungen (Dysphonien)

  1. Funktionelle Stimmstörungen
  2. Organisch bedingte Stimmstörungen

Kindliche Schluckstörungen (Dysphagien)

  1. Funktionelle orofaziale Störungen (Myofunktionelle Störungen):
    Hierbei handelt es sich um ein Ungleichgewicht der Muskulatur im Mund- sowie Gesichtsbereich (Wangen-, Lippen-, und Zungenmuskulatur). Es fallen zum Beispiel ein inkompletter Mundschluss, Vorverlagerung der Zunge beim Sprechen oder Zungenstoß gegen die Zähne beim Schlucken auf. Dies kann zu Zahn- und Kieferfehlstellungen führen. Mögliche Risikofaktoren für eine Myofunktionelle Störung sind unter anderem Mundatmung, anhaltende HNO-Erkrankungen, ungünstig erworbene Gewohnheiten (z.B. Schnuller-/ Daumenlutschen) oder die Ernährung über die Flasche mit einem zu großen Saugerloch.
  2. Organisch bedingte Schluckstörungen:
    Bei kindlichen Schluckstörungen kommt es meist sowohl zu Beeinträchtigungen der Beweglichkeit der Mundmotorik als auch der Wahrnehmung im Gesicht, im Innenraum des Mundes und des Rachens. Bei Säuglingen zeigen sich Probleme beim Saugen und Schlucken aus der Flasche oder an der Brust. Bei Kleinkindern ist die Aufnahme, die Verarbeitung und der Transport der Nahrung oder Flüssigkeit betroffen. Meistens liegt eine neurologische Erkrankung vor, wobei es zu einer veränderten Hirnfunktion bzw. -entwicklung kommt. Zum Beispiel: Schädel-Hirn-Traumata, Entzündungen im Gehirn oder bei einer angeborenen infantilen Cerebralparese.